Ebracher Hof
Seit mehr als 400 Jahren erheben sich die prächtigen Giebel der Speicherbauten des Ebracher Hofs über die Dächer des Stadtteils Zürch. Das Schicksal des Hofs ist bereits länger als ein halbes Jahrtausend eng verbunden mit dem der einstigen freien Reichsstadt Schweinfurt. Während dieser Zeit war der Ebracher Hof Herberge für die Zehntgüter des Zisterzienserklosters Ebrach, für die Hospitalstiftung, für Miet- und Pfründnerwohnungen, Waisen- und Krankenhaus und vieles mehr.
Die Geschichte des Ebracher Hofs fing im Jahre 1431 an. Das Kloster Ebrach kaufte von dem Schweinfurter Clausen Müller eine „Behausung und Hoffreit“. Gleich nach dem Erwerb dürfte der Bau der Zehntscheune begonnen haben. Das zweite Stadtverderben 1554 überstanden zumindest die äußeren Mauern der Zehntscheune. Die heutigen Gebäude dürften ihren ursprünglichen Charakter beibehalten haben, da die schon im 15. Jahrhundert errichteten Gebäude in der Rittergasse bestanden.
Der Ebracher Hof wurde zu jener Zeit auch Amtshof genannt. Neben Lagerung von Wein, bestand eine weitere Aufgabe in der Aufsicht und Unterbringung von Getreide. Die Einrichtung eines solchen Amtshofs gerade in Schweinfurt lässt sich wohl damit begründen, dass der nahe gelegene Main eine vorteilhafte Transportmöglichkeit der Güter gewährleistete. Die Sammlung und Lagerung landwirtschaftlicher Erträge in den klostereigenen Besitztümern war von größter Notwendigkeit, da gerade im von Schweinfurt südlich gelegenen Mainbogen, Ebrach reiche Besitzungen aufwies und ausgedehnter Weinbau betrieben wurde.
Die Säkularisierung beendete im Jahre 1802 die Besitznahme des Ebracher Hofs durch das Kloster.
Neben dem Rathaus und dem Alten Gymnasium ist der Ebracher Hof noch heute eines der wenigen Renaissancebauwerke in Schweinfurt. Obwohl die Bauformen schlicht gehalten sind, ist das Gebäudeensemble ein kostbares Zeugnis dieser Stilepoche, die in der Reichsstadt Schweinfurt eine auffällige Entwicklung nahm und somit einen besonderen Status in Franken inne hat.